Die Jagd nach dem perfekten Pilzbuch
Immer
wieder werden wir von Pilzfreundinnen und Pilzfreunden nach "dem BESTEN Pilzbuch"
gefragt. Leider können wir hier nicht nur ein Buch empfehlen - denn selbst in
unserem Beraterteam herrscht hier Uneinigkeit. Daneben spielt es natürlich eine
Rolle, was für Ansprüche an das Pilzbuch gestellt werden, dem persönlichen
Geschmack, was die Darstellung und Aufbereitung anbelangt und wie so oft auch
der Preis.
Gerade
jetzt, zum Anfang der Pilzsaison wo sich wieder gefühlte 1000 Pilzbücher in den
Regalen die Buchgeschäfte tummeln, werden vermutlich wieder einige Pilzfreunde
in Versuchung geraten sich ein neues Pilzbuch zuzulegen (was man aufgrund neuer
wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Giftigkeit von Pilzen alle ca 5 Jahre
machen sollte). Daher ein paar allgemeine Tipps, die bei der Auswahl eines
Pilzbuches helfen sollten.
Wie viele Pilze braucht ein Pilzbuch?
Wir vom
Pilzverein empfehlen, beim Kauf eines Pilzbuches darauf zu achten, dass
mindestens 1000 Pilze vorgestellt werden, da in diesem Fall die häufigsten
Großpilze die dem begeisterten Schwammerljäger vor den Korb springen drinnen
sein sollten.
"Warum
so viele?" wird sich jetzt so mancher fragen. Man liest gerne, dass es in
den heimischen Wäldern zwischen 7.000 und 10.000 verschiedene Arten von
Großpilzen gibt. Zählt man die Schimmelpilze und andere mikroskopische Pilze wie
die Hefen dazu, reichen die Schätzungen von 50.000 bis hin zu beinahe einer
Million Arten von Pilzen! Gerade in den Tiroler Wäldern tummeln sich viele
seltene (und darunter eben auch giftige) Pilze. Jedes Jahr tauchen bei unseren
Beratungen mehrere Erstfunde für Tirol oder gar Österreich auf - daher die
Empfehlung von mindestens 1000 Pilzen.
Wie viele Bilder braucht ein Pilzbuch?
Bücher die
die Pilze in Form von Zeichnungen darstellen sind generell Büchern mit Fotos
vorzuziehen. "Was? Fotos sind doch viel genauer als Zeichnungen?" ist
normalerweise die Reaktion der meisten Schwammerlfreunde auf diesen Rat. Vor
allem da der begeisterte Schwammerljäger doch im Wald schnell sicher sein will,
welchen Pilz man vor sich hat.
ABER: Pilze
sind wahre Verwandlungskünstler: so können manche eigentlich prächtigen Farben
von starkem Regen ausgewaschen werden - so kann der prächtige, knallrote
Speitäubling nach ein paar Tagen im Regen nur noch einen Hauch von babyrosa am
Hut tragen. Auch die Hutform oder die Länge des Stiels können sich stark
unterscheiden - je nach Umgebung. Kurz und gut - ist in einem Pilzbuch ein Foto
abgebildet, zeigt das meist nur einen kurzen Moment im Leben eines einzigen
Pilzes - vergleichbar mit ihrem ersten Passfoto, auf dem Sie sich 20 Jahre später
oftmals selber kaum wiedererkennen.
Zeichnungen
hingegen, zeigen alle typischen Merkmale eines Pilzes - und deuten oftmals auch
die Veränderlichkeit des Pilzes an. Um den Passfotovergleich nochmals zu
bemühen - der Zeichner hat sich auf die beständigen Merkmale ihres Gesichtes
wie z.B. die Augenfarbe konzentriert und nicht auf die Haarfarbe, die sich ja
innerhalb von kürzester Zeit ändern kann, wie wir alle wissen.
Aber um die
oben angeführte Frage zu beantworten - die umfassendsten Pilzbücher, die Mykologen
verwenden kommen ganz ohne Bilder und dafür mit sehr detaillierten
Beschreibungen aus - also braucht ein gutes Pilzbuch im Prinzip gar keine
Bilder!
Was soll ich sonst noch beim Kauf eines Pilzbuches beachten?
Die Beschreibungen der Pilze sollten selbsterklärend und gut
verständlich sein. Ein gutes Pilzbuch wird neben dem Speisewert auf
Farbe und Form des Pilzes ebenso eingehen, wie auf das Aussehen der Lamellen
oder Röhren, die Farbe und Form der Sporen oder das vorhandensein von anderen
typischen Eigenschaften wie z.B. Ring oder Knolle. Daneben sollte angegeben
sein, wo der Pilz normalerweise vorkommt (Wald, Wiese, Kalk, etc.) und auch der
Hinweis auf "Verwechslungspilze" darf in einem guten Pilzbuch
natürlich nicht feheln.
Größe und Gewicht des Buches müssen zum Nutzen passen. Wenn ich das Pilzbuch in den Wald mitnehmen möchte, sollte das Buch möglichst kompakt sein. Wenn ich die Pilze erst daheim bestimme, kann das Buch auch gerne größer und schwerer sein. Hier ist zu bedenken: in einem großen Buch sind oftmals auch die Beschreibungen ausführlicher und die Bilder größer.
Wie möchte ich Pilze bestimmen? Viele Pilzbücher beinhalten
sogenannte "Schlüssel" zum Bestimmen der Pilze - das heißt ich muss
Fragen zum Pilz beantworten und die Antworten weisen mir den Weg zum Pilz. Oft
verwenden Pilzbücher auch ein "Register" um die Pilze einzuteilen -
oftmals nach leichter erkennbaren Merkmalen wie z.B. Schwamm oder Lamellen,
Hutform, etc. Ein gutes Pilzbuch wird in der Regel beides anbieten - einen Schlüssel,
der aus Text besteht und eine Gliederung die das Suchen der Pilze nach ihrer
Form erlaubt.
Habt ihr nun aber Empfehlungen für mich?
Hier sein vorneweg gesagt: die jetzt folgenden Empfehlungen basieren auf den Büchern, die bei uns im Beraterteam beliebt sind und bei beinahe jeder Pilzberatung auf dem Tisch liegen - und stellen keinesfalls eine allgemeingültige Kaufempfehlung dar. Aufgrund der Menge der verfügbaren Pilzbücher (unsere Bibliothek im Vereinslokal umfasst sicher mehr als 200 Bestimmungsbücher) ist es hier natürlich nicht möglich alle ausgezeichneten und guten Bücher zu erwähnen - und ich entschuldige mich auf diesem Weg bei allen Autorinnen und Autoren deren Bücher ich hier nicht erwähnen kann!
Mein ganz
persönliches Lieblingsbuch sowohl für den Wald als auch zum Bestimmen daheim
ist "Pareys Buch der Pilze". Dieses Buch
ist mit ca 30 € relativ teuer, dieser Preis wird aber durch die Qualität
gerechtfertigt, fast alle der ca 1200 Pilze werden sowohl im Text als auch in
Form einer Illustration vorgestellt. Diese Pilzbuch ist sowohl für Anfänger und
Fortgeschrittene geeignet und hat aufgrund des kompakten Formats in jedem
Pilzkorb Platz.
Für
diejenigen die auf Fotos nicht verzichten wollen, empfiehlt sich z.B. "Der große BLV Pilzführer für unterwegs" das
mit ca 20 € etwas günstiger ist. In diesem Buch werden ebenfalls 1200 Pilze
vorgestellt, die meisten davon mit Foto und Beschreibung. Auch dieses Buch
eignet sich gut für den Pilzkorb und die Bestimmung vor Ort.
Bei uns im
Beraterteam sehr beliebe ist die "Dähncke". Das Buch "1200
Pilze, in Farbfotos" geschrieben von Rose Marie Dähncke ist momentan
leider nicht in einer aktuellen Version beim Verlag verfügbar, kann aber (noch)
um ca. 15 € auf Amazon bestellt werden. Da hier beinahe jedem
Pilz eine volle Seite gewidmet wird ist das Buch mit über 1000 Seiten nicht
mehr für den Pilzkorb geeignet. Die genauen Beschreibungen und detailgetreuen
Fotos machen dieses Buch aber zu einem ausgezeichneten Nachschlagewerk. Auch
habe ich dieses Buch als App für das Smartphone entdeckt (aber noch nicht
getestet).
Um das
passende Pilzbuch zu finden, ist es am besten das Pilzbuch „auszuprobieren“.
Wer sich nicht sicher ist, welches die hunderten Pilzbücher das passende ist, ist
herzlich zu unseren Beratungen (Juli-Anfang Oktober immer Fr und So 18.30h-20h)
oder zu unseren Stammtischen (ganzjährig, erster Fr im Monat) eingeladen. Hier
gibt es die Möglichkeit in unserer Bibliothek von Pilzbüchern zu stöbern und
die Bücher mit den normalerweise reichlich vorhandenen Pilzen zu testen und
gleichzeitig das Pilzwissen zu erweitern.
Sigrid
Neuhauser (Juni 2016)